- archaischer Blues
- archaischer Blues,Bezeichnung, die sich für die frühen, noch von den Fieldhollers und Worksongs geprägten Bluesformen aus der Zeit zwischen 1865 und etwa 1900 eingebürgert hat. Es waren ursprünglich unbegleitete Sologesänge, oft noch ohne klare Strophengliederung und mit einer ausgeprägten Sprechmelodik. Später wurden diese Lieder dann auf der Gitarre, dem Banjo oder mit der Mundharmonika begleitet, wobei im Wechselspiel zwischen Sänger und Begleitinstrument sowie in dem sich herauskristallisierenden Aufbau der Strophen das noch von der afrikanischen Responsorialtradition herkommende Ruf-Antwort-Prinzip (Call and Response) des kollektiven Musizierens auch hier zum Tragen kam. Hinter diesem Übergang von der kollektiven Musikpraxis der Fieldhollers, Worksongs und Spirituals zur solistischen Musikpraxis des Blues stehen letztlich die veränderten Arbeits- und Lebensbedingungen der Afroamerikaner nach der 1865 erfolgten gesetzlichen Aufhebung der Sklaverei für alle amerikanischen Bundesstaaten. Wirklich rekonstruierbar ist diese Entwicklungsphase heute aber kaum noch, denn eine Dokumentation des Blues begann erst in den Zwanzigerjahren durch die dabei vor allem auf kommerzielles Material orientierte Schallplattenindustrie. Lebendig blieb diese Tradition allerdings unter den afroamerikanischen Straßenmusikanten besonders in den Südstaaten, wo sie sich bis heute erhalten hat und in dieser Form auch in Schallplatteneditionen zugänglich gemacht wurde.Siehe auch: Blues.
Universal-Lexikon. 2012.